Eigentlich war die Gründung der WMF eine Frust-Reaktion auf eine völlig unbefriedigende Situation in der Stadtvertretung Mitte der 90er Jahre. Durch das Stimmenverhältnis 10:9 war die Demokratie ziemlich gelähmt. Der Frust war so groß, dass Henning Ibs und Jens Glindemann den riesigen bürokratischen Aufwand der Gründung einer neuen politischen Kraft auf sich genommen haben.
Als die Gründung der WMF dann am 25. September 1997 stattgefunden hatte, war dies natürlich ein echtes Thema in Meldorf. Die Presse befragte die Vertreter der anderen in Meldorf vertretenen politischen Parteien. Die CDU äußerte sich über ihren damaligen Fraktionsvorsitzenden Dr. Martin Staguhn und lies verlautbaren, dass man „vernünftig mit der WMF zusammenarbeiten“ werde. Dies hat überwiegend geklappt. Der Wunsch von Dr. Staguhn, dass die WMF bei 5,1% Stimmenanteil hängen bleibe, hat sich so dann doch nicht erfüllt. Die WMF hat bei der Kommunalwahl 1998 mit 36% eingeschlagen. Es musste erstmals seit langer Zeit wieder in der Stadtvertretung um Mehrheiten geworben werden, und das war und ist noch heute gut so.
Der seinerzeitige FDP Stadtvertreter Gerhard Hammerich beklagte sich darüber, dass die WMF die Themen aufgegriffen habe, die die FDP besetzt habe, wovon man in Meldorf allerdings wenig bis nichts gemerkt hatte. Von der SPD äußerte sich Norbert Zimmermann und meinte, dass in der Kommunalpolitik immer Platz für eine Wählervereinigung ist, es müsste sich allerdings zeigen, ob sie langfristig Platz haben könne. – Sie hat. Im übrigen meinte er, dass die WMF bei einer Wahl überall Stimmen abziehen würde. – Sie hat, aber insbesondere bei der SPD.
Die Prognosen der politischen Konkurrenten haben sich also mehr oder weniger erfüllt. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Die WMF war das Ergebnis einer Frust-Reaktion, allerdings hat sie sich in den nunmehr 27 Jahren ihres Bestehens kommunalpolitisch ins Zeug gelegt, mehr als die politische Konkurrenz erwartet hatte, und sie hat eine Menge erreicht. Bei der Kommunalwahl 2003 ging es nicht mehr um Frust, sondern darum, dass die Bürger eine gute Arbeit der WMF gesehen haben, dass dies eine Gruppierung ist, die sich mit Kreativität und Engagement der Probleme der Meldorfer Bürger annimmt und auch keine Konflikte scheut. Die Wähler haben dies mit ihrer Stimmabgabe honoriert.
Das Wahlergebnis 1998 war ein „Erdrutsch-Wahlsieg“ für die WMF, aber das nur wenig schlechtere Ergebnis der Wahl 2003 von 32% hat gezeigt, dass die WMF sich in der Meldorfer Kommunalpolitik etabliert hatte.
Die Kommunalwahl 2008 bescherte uns das zweitbeste Ergebnis seit 1998. Sieben Stadtvertreter erhielten fast 35% der Wählerstimmen. Mit dem kleinen Vorsprung von 53 Stimmen waren wir der Wahlsieger und hatten das Vorschlagsrecht für den Bürgermeister. Reinhard Pissowotzki wurde mit den Stimmen der WMF, der SPD und zwei Stadtvertretern der CDU mit überwältigender Mehrheit zum ersten ehrenamtlichen Bürgermeister der nunmehr amtsangehörigen Stadt gewählt.
Die kommunalpolitische Arbeit ohne eigene Verwaltung wurde nicht einfacher und nach kurzer Zeit war deutlich, dass die Funktion eines ehrenamtlichen Bürgermeisters für eine Stadt mit 7.500 Einwohnern nicht optimal sein kann. Dies wurde auch im Landtag so gesehen und man schuf die Möglichkeit für Städte über 4.000 Einwohnern die Funktion des Bürgermeisters wieder hauptamtlich zu besetzen. Die Wahl erfolgt direkt durch die Bevölkerung.
Hierfür haben wir uns zum Wohl der Stadt stark gemacht. Reinhard Pissowotzki wollte nicht hauptamtlich tätig sein und zwei weitere Kandidaten sprangen ab, so dass die WMF zur Bürgermeisterwahl, die mit der Kommunalwahl im Mai 2013 stattfand, keinen eigenen Kandidaten präsentieren konnte. Die Kandidatin der SPD, Anke Cornelius-Heide wurde mit deutlicher Mehrheit gewählt.
Für die WMF brachte die Kommunalwahl 2013 nach drei erfolgreichen Wahlen erstmalig einen „Dämpfer“. Von einer Niederlage kann allerdings nicht die Rede sein. Die WMF-Fraktion war mit 5 Stadtvertretern (SPD 6 / CDU 6 / FDP 2) eine gleichwertige Kraft und machte weiterhin konstruktive Kommunalpolitik. Es ist uns gelungen, den Generationswechsel einzuleiten, mit Kirsten Witt und Markus Pycha zogen zwei junge Meldorfer in die Stadtvertretung ein.
Die WMF stellte mit Heinz Hell den 1. Stellvertreter der Bürgermeisterin, und Bernd Wichelmann führte weiterhin erfolgreich den Tourismus-, Wirtschafts- und Kulturausschuss, den Ausschuss, in dem ganz entscheidend die Weichen für die zukünftige Entwicklung Meldorfs gestellt werden.
Der Gründer der WMF, Dr. Henning Ibs zog sich nach der Wahl aus der aktiven Kommunalpolitik zurück. Die Mitgliederversammlung änderte daraufhin die Satzung und wählte ihn zum ersten Ehrenvorsitzenden.
Die Arbeit der verjüngten und verkleinerten Fraktion und ohne Henning Ibs, entwickelte sich nach ersten Startproblemen wieder zum gewohnten Engagement in den Ausschüssen und in der Stadtvertretung. Die neuen Stadtvertreter prägen und bereicherten inzwischen neben den „alten Hasen“ das Bild der WMF als unabhängige Alternative wieder sehr deutlich. Im März 2014 übernahm erstmals eine Frau den Vorsitz der WMF. Jeanette Kühl wurde zur Nachfolgerin von Waldemar Herzberg gewählt.
Allgemein ist der Umgang der Fraktionen in der Stadtvertretung im Vergleich mit anderen Städten in Meldorf ja eher harmonisch. Beim Thema Stadtwerke ging es dann aber doch ziemlich kontrovers und beim zweiten Anlauf zu diesem Thema sogar ruppig zu und der Ältestenrat musste schlichten. Am Ende entschied eine Mehrheit demokratisch und alle arbeiteten an der Gründung einer Stadtwerke GmbH mit. An dem Gründungskonzept war die WMF maßgeblich und initiativ beteiligt.
Auch bei den Themen Integriertes Entwicklungskonzept, Kampstraße und Neubau eines Amtsgebäudes schlugen die Wellen wieder sehr hoch.
Gut eineinhalb Jahre vor der nächsten Kommunalwahl im Mai 2018 war die WMF hierfür bestens gerüstet. Die Mitgliederzahlen stiegen wieder und die Zahl der Aktiven in der Fraktion wurde größer. Für die Meldorfer Kommunalpolitik war die WMF auch 19 Jahre nach ihrer Gründung ein wichtiger Faktor. Durch die WMF muss in der Stadtvertretung jede Seite um eine Mehrheit für ihre Vorstellungen werben. Genau diese Situation führte ja 1997 zu unserer Gründung.
Das Ergebnis der Kommunalwahl 2018 blieb dann für die WMF hinter den eigenen Erwartungen zurück. Mit nur noch vier Stadtvertretern blieb die WMF aber die drittstärkste Kraft und konnte Ihren Einfluss auf die kommunalpolitische Entwicklung Meldorfs weitere fünf Jahre einbringen. Mit der LINKEN kam eine weitere Fraktion mit zwei Stadtvertretern an den Tisch, was die Mehrheitsverhältnisse deutlich verändert hat. Die WMF und die SPD verloren hierdurch je ein Mandat.
Die WMF war die fünfte Wahlperiode in der Stadtvertretung, für eine Wählervereinigung ist das keine Selbstverständlichkeit und belegt, dass die WMF sich dauerhaft in der Meldorfer Kommunalpolitik etabliert hat. Deutlich wurde dies dadurch, dass die WMF mit Heinz Hell den neuen Bürgervorsteher stellen konnte und dass der für Entwicklung Meldorfs wichtige Tourismus-, Wirtschafts- und Kulturausschuss weiterhin von Bernd Wichelmann geleitet wurde.
Ein Jahr nach der Kommunalwahl mit nur noch vier gewonnenen Mandaten musste sich die WMF einmal schütteln. Die Mitgliederzahl stagniert auf mittlerem Niveau, die aktiven Mitglieder der Fraktion haben sich bei zehn Personen eingependelt und die Bürgermeisterwahl ging, wenn auch denkbar knapp, verloren. Während bis Mai 2018 die WMF diverse Anträge einbrachte und umsetzte, erfolgte Anfang 2019 kein einziger. Der Grund, für dieses WMF untypisch passive Jahr, war in erster Linie die von uns allen unterstützte Kandidatur unserer Fraktionsvorsitzenden Kirsten Witt für das Amt der Bürgermeisterin. Für die Kandidatur wurde von allen viel Energie, Zeit und Nerven investiert, so dass neben der Tageskommunalpolitik für Kreativität nichts mehr übrig blieb. Nach der Sommerpause 2019 startete die WMF jedoch wieder durch und hat wieder Akzente in der Meldorfer Kommunalpolitik setzen. Das Wahlprogramm unserer Kandidatin drängte sich förmlich zur Umsetzung auf. Es gibt nach wie vor viel zu tun und unser Motto aus der Gründungszeit galt und gilt noch immer und ist aktueller denn je: „Wir können nicht alles ändern, aber wir fangen damit an“.
Im August 2019 wurde unsere Fraktionsvorsitzende Kirsten Witt dann einstimmig zur Schulverbandsvorsteherin gewählt. Sie übernahm diesen verantwortungsvollen und arbeitsintensiven Posten zu einer Zeit, in der der Teilneubau der Gemeinschaftsschule begann und sie als „Bauherrin“ im engen Kontakt mit Architekten, Baufirmen und der Schulleitung gefordert wurde.
Im November 2019 rüttelte die WMF mit einem Flyer mit dem Titel „Loch an Loch – Oder eigene Verwaltung?“ am Fundament der Amtsverwaltung und fordert die schleppende Abarbeitung beschlossener Baumaßnahmen mit einem nur für Meldorf zuständigen fachkompetenten Mitarbeiter, dem die Meldorfer Dinge eine Herzensangelegenheit sind, einzustellen. Ob die dann eingeleitete Personalverstärkung und stattfindende Gespräche zwischen Ehren- und Hauptamt eine Folge des Flyers sind, weiß man nicht. Wir denken jedoch, dass wir den Finger zum richtigen Zeitpunkt in die Wunde gelegt haben.
Auf der Mitgliederversammlung im Februar 2020 wird Jeanette Kühl einstimmig in ihrer dritten Amtsperiode bestätigt. Für alle überraschend erklärte sie aber nur wenige Monate später im Juni ihren Rücktritt mit Wirkung zum Ende Juli 2020. Sie sah eine vertrauensvolle Zusammenarbeit für sich nicht mehr gegeben. Bis zur nächsten Mitgliederversammlung hat ihr Stellvertreter Björn Schmidtke die WMF kommissarisch geleitet.
Im September 2021 fand die Mitgliederversammlung in der Brasserie V statt. Björn Schmidtke, der den Vorsitz im letzten Jahr nach dem Rücktritt von Jeanette Kühl kommissarisch übernahm, wurde zum neuen Vorsitzenden gewählt.
In der laufenden Legislaturperiode reduzierte sich die Zahl der WMF Stadtvertreter auf 3, da Hans-Joachim Horn zu den LINKEN wechselte und seinen Sitz in der Stadtvertretung mitnahm, obwohl dieser über die Liste der WMF gewonnen wurde. Dies ist zwar rechtlich nicht zu beanstanden, hat aber natürlich zu zwischenmenschlichen Belastungen geführt. Die Arbeit in der Stadtvertretung war zu dieser Zeit sehr kräftezehrend, da Heinz Hell durch die Position des Bürgervorstehers stark eingebunden war und die Hauptfraktionsarbeit bei Kirsten Witt und Björn Schmidtke (als Nachfolger von Bernd Wichelmann) lagen. Ein kleines Team von Bürgerlichen Mitgliedern (Waldemar Herzberg, Claudia Wichelmann, Veronika Kühl und Thomas Krohn) stand den gewählten Stadtvertretern zur Seite und hat geholfen, das politische Engagement der Wählervereinigung aufrecht zu erhalten.
Mit der Vorbereitung der Kommunalwahl 2023 kam dann wieder frischer Wind in die aktive Arbeit der WMF. Vier neue Aktive konnten gewonnen werden, ein toller Wahlkampf wurde hingelegt und die WMF wurde mit 20% der Wählerstimmen belohnt.
Aktuell sitzen mit Kirsten Witt als Franktionsvorsitzende, Heinz Hell als Urgestein und Björn Schmidtke drei erfahrene Kommunalpolitiker und mit Peter Hinck und Dirk Wagner-Rosenmeier zwei engagierte neue WMFler in der Stadtvertretung. Unterstützt werden sie von den bürgerllichen Mitgliedern Tabea Willuweit (Generationen- und Soziales), Claudia Wichelmann ( Tourismus, Wirtschaft, Kultur) und Olaf Stemme (Bau- und Umwelt).
Im Oktober 2023 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Olaf Stemme ist zur Zeit
1. Vorsitzender der WMF, Claudia Wichelmann und Jens Glindemann die beiden Stellvertreter. Weiterhin im Vorstand sind Waldemar Herzberg als Schriftführer, Thomas Krohn als Kassierer und Tabea Willuweit und Björn Schmidtke als Beisitzer.
Unser Slogan zur 2023er Kommunalwahl „Mehr Meldorf geht immer“ wird uns durch die aktuelle Zeit begleiten und ist gleichzeitig auch eine Mahnung, den Fokus unserer Arbeit nicht aus den Augen zu verlieren – im Interesse unser Bürger und unserer Stadt Meldorf.